Kupferbergwerk in Prettau

Bergbau in Tirol
Der Bergbau hat in Tirol eine alte Tradition. Seinen Höhepunkt erreichte er am Ausgang des Mittelalters und am Beginn der Neuzeit (15. und 16. Jh.), an mehreren Orten Tirols wurde aber schon in der Bronzezeit Kupfer abgebaut. Ob Prettau zu diesen Orten gehörte, ist heute nicht mehr mit Sicherheit zu sagen, obwohl der Fund einer Bronzeaxt (vermutlich stammt diese zwischen 1300 und 1000 v. Chr.) in Prettau im Jahr 1864 dafür spricht, dass es in Prettau einen vorgeschichtlichen Bergbau gegeben hat.

Kupferbergwerk Prettau
Konkret geschichtlich fassbar wird das Prettauer Bergwerk im 15. Jahrhundert, als der Bergbau in Tirol einen großen Aufschwung nahm. Einige Hinweise sprechen dafür, dass in der Zeit nach 1400 in Prettau mit dem Abbau von Kupfer begonnen wurde. Im Jahr 1426 wird das sog. „Tauferer Kupfer“ (= Kupfer aus Prettau) erstmals erwähnt. Wer ein Bergwerk eröffnete musste zwangsläufig mit hohen Investitionen (Knappen, Infratrukturen für Förderung, Transport, Aufbereitung, usw.) rechnen, bis man auf Erz stieß. Diese Investitionen brachten einzelne Gewerken nicht auf, sie schlossen sich zusammen und betrieben das Bergwerk gemeinsam. Die Anteile waren in Neuntel aufgeteilt. Wer nun die ersten Gewerken des Prettauer Bergwerkes waren, die beim Landesfürsten um die Schürfrechte am Rettenbach, wie der Rötbach in den Urkunden und Akten immer genannt wird, ist nicht bekannt.

Die zweifellos bedeutendsten Gewerken in Prettau war die Familie der Freiherren von Welsperg (ein altes Tiroler Geschlecht, seit 1220 im Ritterstande), die ab dem Jahr 1504 Gewerken waren. Das Bergwerk am Rötbach in Prettau war das bei weitem größte und bedeutendste im ganzen Ahrntal, aber es war nicht das Einzige.

Werkzeuge
Zum Aushauen der Stollen benutzten die Knappen verschiedene Arbeitsgeräte. Zum Aufreißen und Wegräumen von Erdreich und Geröll dienten die Keilhaue (eine Art Pickel) und die Kratze (spitze Haue). Die wichtigsten Geräte waren zudem die Stuf- und Ritzeisen sowie das Schlägel. Die Stuf- wie die Ritzeisen waren 11,1 hammerförmig, hatten aber eine spitze Seite. Diese Spitze wurde aufgesetzt und das Eisen mit dem Schlägel angetrieben. Diese Arbeit nannte man „Schrämen“. Die Schrämarbeit war bis etwa 1630 die wichtigste und häufigste Tätigkeit in den Bergwerken. Danach begann man mit Sprengungen, in Prettau taucht 1641 zum erstenmal „Pixnpulver“ in den Rechnungen auf.

Eigentumsverhältnisse und Situation heute
Die Eigentumsverhältnisse sind sehr komplex, die letzten Eigentümer waren die Grafen von Enzenberg. Der Betrieb wurde im Jahre 1893 eingestellt. Für die Betriebsschließung nach 500 Jahren gab es mehrere Ursachen: die schwerstwiegende war zweifelsohne die Einfuhr von Billigkupfer aus Amerika, aber auch die Überschwemmungskatastrophe von 1878, als das Schmelzwerk in Arzbach zerstört wurde, dürfte dazu beigetragen haben.
Zwischen 1957 und 1971 wurde der Betrieb in Prettau wieder aufgenommen, aber aus ökonomischen Gründen wieder geschlossen. 35 Knappen -meist Einheimische- haben zuletzt noch gearbeitet. Seit 1996 ist das Bergwerk in der Zeit von April bis Oktober für Besucher zugänglich. Im Herbst 2000 kam das Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus dazu, der von der Gemeinde Ahrntal angekauft wurde.


Martin Niederkofler
Martin Niederkofler

Veröffentlicht am 10. Januar 2017