Kampf ums Überleben – der Ahrntaler Dialekt

Töldrarisch réidn, se hiar i giang – und dos sött a niè ondoscht wiang! (Auszug aus einem Gedicht von Klothilde Egger)

Ein Dialekt ist die regionale Ausprägung der Hochsprache, von der er sich vor allem in der Aussprache und im Wortschatz unterscheidet. Beide verändern sich ständig. So hat sich auch der Ahrntaler Dialekt vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jhs durch äußere Einflüsse (Fremdenverkehr, Massenmedien, Fremdsprachen) und durch den Wandel in der Arbeits- und Lebensweise grundlegend verändert. Alte Wörter, die mit der bäuerlichen Arbeitswelt zusammenhängen, verschwinden zusehends, und für das moderne Berufsleben müssen neue Dialektausdrücke geprägt werden.

Wer ins Ahrntal reist, kommt natürlich nicht der Sprache wegen… aber die hohen Berge, die das Tal umgeben, haben vielleicht dazu beigetragen, dass im Ahrntal ein besonderer Dialekt gesprochen wird, der jedoch zunehmend verschwindet. Der Sprachwissenschaftler Egon Kühebacher aus Innichen nennt das Ahrntal den „sprachlich konservativsten Kernraum“ der Alpen. Er entdeckte hier „Archaismen*, die seit der althochdeutschen Zeit nahezu unverändert bewahrt geblieben sind“. Das Ahrntal sei „Relikt- und Rückzugslandschaft“ sprachlicher Denkmäler. Und jedes dieser Denkmäler verrät etwas über die Siedlungs- und Kulturgeschichte der südlichen Alpen. Auch Begriffe wie „Ploil, Ferggl, Gonta“ würden etwas verraten, wenn es denn jemand wissen wollte.

Den „Ploil“ z. B. sieht aus wie eine halbfertige Handschaufel. Die Oberfläche ist glatt statt hohl. Mit dem „Ploil“ wurde in der Vergangenheit die Bettwäsche ausgeklopft. Seit Daunenfedern bevorzugt werden, reicht einfaches Ausschütteln. Die „Ferggl“ hingegen ist ein Holzschlitten, mit dem man im Winter das Heu von den „Schupfen“ am Berg ins Tal bzw. ans das Gehöft gezogen hat. Und die „Gonta“? Darunter versteht man einen hölzernen Kasten der für das Aufbewahren von Lebensmittel genutzt wurde, heute wird dafür der Kühlschrank oder die Speisekammer verwendet.

Im Ahrntal versucht man diesen einmaligen „tölderischen“ Dialekt zu bewahren, indem man Wörter und Ausdrücke aufschreibt und veröffentlicht. Natürlich werden diese Begriffe damit nicht automatisch auch im Alltag verwendet, aber es ist zumindest ein Beitrag für die Sprachpflege, denn es wäre schade, wenn ursprüngliche Wörter aus dem „Tölderischen“ in Vergessenheit geraten.

*die Gebrauchshäufigkeit eines Wortes nimmt ab, da es von den Sprechern einer Sprachgemeinschaft als altmodisch empfunden wird

Quellen

Gemeinde Ahrntal

Artikel Peter Linden


Martin Niederkofler
Martin Niederkofler

Veröffentlicht am 11. Januar 2017